Selbstversorgung mit Strom immer attraktiver

Selbstversorgung schützt Klima und spart Geld

Gut jeder zweite Eigentümer einer Immobilie plant oder überlegt, seinen Strom selbst zu erzeugen, also eine Selbstversorgung umzusetzen. Das hat das Kölner Marktforschungsinstitut Sirius Campus im Auftrag von Schwäbisch Hall ermittelt. Laut dem Sirius-Klima-Monitor ist die auf lange Sicht mögliche Ersparnis ein Hauptgrund dafür.

Denn Strom aus der eigenen Solaranlage senkt die laufenden Ausgaben für Strom um ein Drittel und mitunter noch mehr. Die langfristige Ersparnis ist den meisten sogar wichtiger als die einmalige Förderung der Anschaffung durch einen zinsgünstigen KfW-Kredit. Ein weiterer Grund hierzu: das E-Auto mit günstigem und grünem Strom zu laden.

Die Solarbranche selbst sieht jedenfalls als weiteren Grund für die steigende Nachfrage den zunehmenden Wunsch der Verbraucher nach Unabhängigkeit vom Netz. Hierzu ermöglichen heutzutage technische Komponenten rund um die Solarmodule einen immer höheren Grad der Selbstversorgung. Thomas Billmann, Modernisierungsberater bei Schwäbisch Hall, zeigt, wie Immobilienbesitzer Schritt für Schritt unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz werden können.

Schritt 1: Bis zu 30 Prozent Selbstversorgung mit Strom

Solarmodule lassen sich auf dem Hausdach, dem Carport, am Balkon oder sogar an der Fassade installieren. Eine wichtige Kenngröße ist in diesem Sinne „Kilowattpeak“. Dies ist die Bezeichnung für die Spitzenleistung, die eine Anlage unter standardisierten Idealbedingungen erreichen kann. Pro Kilowattpeak installierter Leistung braucht es jedenfalls Module für sechs bis acht Quadratmeter, deren Anschaffung und Installation zwischen 1.000 und 1.800 Euro kosten.

„Die Sonne, scheint zwar kostenlos, aber zeitlich begrenzt. Der Strom kann somit nicht rund um die Uhr vom Solarmodul in die Steckdose fließen“, erklärt Thomas Billmann. In der Regel verbraucht der Eigentümer maximal dreißig Prozent des Stroms selbst. Den großen Rest speist er ins Stromnetz ein, anschließend vergütet ihn der Netzbetreiber. Die Höhe der Vergütung pro Kilowatt liegt übrigens ab Anmeldung bei der Bundesnetzagentur für 20 Jahre fest.

„Dachstrom“ günstiger als „Netzstrom“

Volksbank Lübbecker Land 2022 Selbstversorgung Strom

Strom vom Dach: Eine Selbstversorgung lohnt sich durchaus. Foto: Bausparkasse Schwäbisch Hall

Laut Verbraucherzentrale kostet Strom vom eigenen Dach bei einer Anlagengröße von fünf bis zehn Kilowattpeak zwischen elf bis 13 Cent pro Kilowattstunde. Damit ist er also deutlich günstiger als Strom aus dem Netz. Denn Ende April kostete die Kilowattstunde Strom vom lokalen Versorger um die 40 Cent für Neuverträge. Nach Angaben von Solarwatt, einem Anbieter für Photovoltaik-Systeme, amortisiert sich eine Solaranlage demzufolge bereits nach rund zehn Jahren. Je nach Art der Anlage produziert diese aber mindestens zwei bis gut drei Jahrzehnte lang Strom.

Schritt 2: Bis zu 40 Prozent Selbstversorgung mit Strom

Über Zeitschaltuhren lassen sich Stromfresser wie Waschmaschine und Trockner dann einschalten, wenn reichlich Strom selbst erzeugt wird. Also beispielsweise mittags. Die Solaranlage lässt sich außerdem mit Energiemanagementsystemen kombinieren: Dann erfolgt die Steuerung der Energieströme automatisch. Sobald die Sonne kräftig scheint, startet zum Beispiel das Laden des Elektroautos.

Schritt 3: Bis zu 70 Prozent Selbstversorgung mit Strom

Die Solaranlage kann überdies mit einem Batteriespeicher kombiniert werden. Diese Lösung finden Hauseigentümer besonders attraktiv, ermittelte der Klima-Monitor. Denn dann steht hauseigener Solarstrom auch nachts zur Verfügung. Eine Faustformel lautet: 1:1. „Das heißt, für eine Solaranlage mit einer Nennleistung von sechs Kilowatt braucht es auch eine Speicherkapazität von sechs Kilowattstunden“, so der Schwäbisch Hall-Experte. Pro Kilowatt installierter Speicherkapazität fallen Anschaffungskosten zwischen 1.000 und 1.200 Euro an. Je mehr Strom selbst verbraucht werden kann, desto rascher amortisiert sich der Kauf.

Die Größe des Speichers ist zudem am Bedarf auszurichten. Speichert die Batterie zu wenig Strom, muss dieser teuer aus dem Netz zugekauft werden. Speichert sie zu viel, entgehen hingegen Vergütungen für die Einspeisung. Die Batterie sollte einen Haushalt mindestens vom Abend bis zum nächsten Morgen versorgen. Dann wird der Zukauf von Strom nur bei längeren Schlechtwetterperioden nötig.

Letzter Schritt: Bis zu 100 Prozent Selbstversorgung mit Strom

Mehrere Speicherhersteller bieten übrigens die Möglichkeit, Mitglied einer Solargemeinschaft zu werden. Dann wird der eigene Speicher mit andernorts installierten Speichern vernetzt. Ist eine Batterie voll, wandert der Strom in den aufnahmebereiten Speicher eines anderen Mitglieds. Fehlt dagegen einem Mitglied Strom, bezieht es diesen aus Speichern anderer Mitglieder. Die Gemeinschaft ermöglicht unter dem Strich, unabhängig von klassischen Energieversorgern zu werden, sprich: eine Selbstversorgung zu erreichen.

Vor dem Kauf: Beraten lassen

Die Leistungsfähigkeit einer Solaranlage hängt kurzum von vielen Faktoren ab. Von ihrer Technik, aber auch von Sonneneinstrahlung, Verschattung und auf Dauer auch Verschmutzung. „Das passende Modell lässt sich auf jeden Fall durch eine fundierte Beratung finden“, so Modernisierungsexperte Billmann. Die Verbraucherzentralen bieten hierzu bundesweit eine kostenfreie Energieberatung, allerdings nur stationär in ihren Räumen.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gewährt Zuschüsse für eine Vor-Ort-Beratung durch anerkannte Energie-Effizienz-Experten. Auch seriöse Fachbetriebe kommen vor Ort, bevor sie einen Kostenvoranschlag für die Installation eines Photovoltaik-Systems erstellen.

Selbstversorgung mit Strom: ein komplexes Thema, aber machbar!

(Text: Bausparkasse Schwäbisch Hall)

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