Landleben ist gefragt

Das Landleben profitiert durchaus vom langsameren Wachstum der Metropolen

Die Bevölkerung in Deutschland wird laut einer Prognose bis zum Jahr 2035 besonders in den Ballungsräumen wachsen. Allerdings nicht mehr so stark. Zudem wanderten Menschen zunehmend in das Umland ab – Landleben ist demzufolge durchaus gefragt.

So heißt es in einer Vorhersage des Hamburger Gewos Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Nicht mehr alle Großstädte werden in den nächsten Jahren entsprechend kräftig wachsen, prognostiziert Gewos. Deutliche Bevölkerungszuwächse bis 2035 sieht das Institut immerhin für Berlin (+6,6 %), Frankfurt (+6,2), Hamburg (+4,7) und Köln (+4,8). In München (+4,0 %) stoße das Wachstum indes an Grenzen und schwäche sich ab, so die Studie.

„Trotz reger Neubautätigkeit kann das dortige Wohnungsangebot nicht mit der externen Nachfrage Schritt halten. Folglich wird sich der Nachfragedruck weit in die Region hinein erstrecken“, schreiben die Autoren – weiteres Landleben entsteht. Düsseldorf (+0,9 %) und Stuttgart (+2,6 %) wachsen demzufolge künftig nur wenig.

Weniger Zuwanderung nach Deutschland

Das Bevölkerungswachstum wird laut Gewos demgemäß von einer nachlassenden Zuwanderung aus dem Ausland dieses Jahr und 2021 gedämpft – eine Folge der Corona-Krise. „Firmen sind vorsichtig bei Neueinstellungen, zudem haben Reisebeschränkungen die Mobilität gebremst“, sagt Gewos-Geschäftsführerin Carolin Wandzik. Weniger Zuwanderung aus dem Ausland könne jedenfalls vorübergehend Druck von den Wohnungsmärkten in Städten nehmen. Ab 2022 werde die Zuwanderung zwar wieder zunehmen, aber nicht mehr das Ausmaß des vergangenen Jahrzehnts erreichen.

Volksbank Lübbecker Land Landleben 2021

Steht für das Landleben à la Mühlenkreis: der Weißstorch. Foto: Volksbank Lübbecker Land

Dem Umland mehrerer Metropolen sagt vielmehr auch das Prognos-Institut gute wirtschaftliche Zeiten voraus – Lust auf Landleben! Die Regionen um Berlin und München haben dabei die besten Wachstumsaussichten nach der Corona-Krise, heißt es in Langfrist-Prognosen bis 2030. Die Studie prognostiziert währenddessen das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigtenentwicklung in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten. Ostdeutschland ist sogar gleich mehrfach unter den zehn Wachstumssiegern bis 2030 vertreten.

Landleben erstarkt

Auch München strahlt mit seiner Wirtschaftskraft weit ins Umland ab und fördert Landleben, schreiben die Prognos-Autoren. Ökonomisch leistungsfähige Regionen werden demnach auch nach der Corona-Krise wieder stärker wachsen. Das gelte etwa für die Metropolen Berlin, München, Hamburg und Köln, aber auch für Jena, Kassel, Darmstadt, Augsburg, Essen oder Münster.

In Sachen Bevölkerungswachstum und somit auch Potenzial für mehr Wirtschaftskraft sieht Gewos fast ganz Süddeutschland im Vorteil gegenüber dem Norden und Osten. So werde die Bevölkerung in Bayern bis auf wenige strukturschwache Regionen im Nordosten bis 2035 um bis zu 10 % steigen. Aufwärts geht es außerdem in weiten Teilen Baden-Württembergs, im Rhein- Neckar- und im Rhein-Main-Gebiet, in Hannover sowie im „VW Land“ bei Wolfsburg und Braunschweig. Als Wachstumsinseln in Regionen mit weitgehend stagnierender oder rückläufiger Bevölkerung sieht das Institut Köln, Düsseldorf, Leipzig und Dresden.

Es gibt auch stagnierende Regionen

Schrumpfende oder stagnierende Regionen gebe es auch im südlichen Niedersachsen, in Nordhessen, im Saarland, im Ruhrgebiet sowie in Schleswig-Holstein. Wachstumsregionen stünden ferner vor dem Problem, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Zuwanderer zu integrieren. Einwohnerverluste hingegen ließen sich kaum umkehren, so die Gewos Studie. Hier gelte es obendrein, bestehende Strukturen an eine schrumpfende und alternde Bevölkerung anzupassen.

(Textgerüst: dpa)

Haben Sie übrigens schon kontaktlos bezahlt?