Viele Aktionäre gaben auf

Zahl der Aktionäre in Deutschland auf weniger als neun Millionen gesunken

In Deutschland besaßen im vergangenen Jahr knapp 8,98 Millionen Menschen Aktien oder Anteile an Aktienfonds. Damit ist die Zahl der Aktionäre um 30.000 niedriger als noch im Jahr 2015.

Die Zahlen gab heute das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt bekannt. 2015 durften sich hierzulande etwa 9,01 Millionen Frauen und Männer Aktionäre nennen. Dies war der höchste Wert seit dem Jahr 2012. Die aktuelle Entwicklung scheint für den neutralen Beobachter durchaus überraschend. Denn die Zinsen verharren seit Jahren auf niedrigstem Niveau.

Dennoch hat nur jeder siebte Bundesbürger sein Geld direkt oder indirekt in Aktien investiert. Die Mehrheit der Sparer meidet die Börse, hat Vorbehalte gegen den Handel mit Wertpapieren. Und das, obwohl althergebrachte Anlageformen wie Sparbuch oder Tagesgeld aufgrund der Niedrigzinsphase schon längst keine attraktiven Zinsen mehr abwerfen.

Aktionäre: Anteil an der Bevölkerung über 14 Jahre mit 14 Prozent weiterhin stabil

Kein Wunder, dass Experten verwundert sind. „Viel zu wenige Deutsche nutzen die Chancen der Aktienanlage für Vermögensaufbau und Altersvorsorge“, kritisierte das Deutsche Aktieninstitut. Allerdings gibt es auch positive Nachrichten, die Aktionäre produzieren. Die Zahl der jungen Aktionäre, also 14 bis 30 Jahre alten Anlegern, hat zum zweiten Mal nacheinander zugenommen. Hier wurde ein Plus von 87.000 auf jetzt 1,95 Millionen registriert. An diesem Wert dürfte sich der demografische Wandel in Deutschland abbilden. Dass also die jüngere Generation aufgrund des sinkenden gesetzlichen Rentenniveaus eine private Altersvorsorge in den Blick nehmen muss.

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Viele deutsche Anleger scheinen dem Treiben an den Börsen nach wie vor zu misstrauen. Foto: Kurt Kleemann – Fotolia

Und es wurde noch mehr Positives produziert. In den ersten drei Quartalen 2016 investierten die privaten Haushalte in Deutschland in börsennotierte Aktien im Wert von 14,5 Milliarden Euro. Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass die meisten Investoren bereits zuvor Aktionäre waren. Dennoch sieht das DAI darin durchaus eine gute Aktienkultur.

Deutschland ist aber immer noch kein Aktienland. Zweistellige Aktionärsquoten wie in anderen großen Ländern? Zum Beispiel den USA, wo Bürger wie selbstverständlich auf Aktien als Altersvorsorge (lesen Sie dazu unseren Blogbeitrag) setzen? (Noch)Undenkbar. Vielleicht schwingt auch nach gut 15 Jahren der Börsencrash um die Jahrtausendwende nach. Als der Neue Markt in sich zusammenfiel und die höchst populäre Telekom-Aktie rasant abstürzte. Dies hat viele Aktionäre verschreckt. Dabei wurden kurz zuvor, im Jahr 2001, noch fast 13 Millionen Aktienanleger in Deutschland gezählt. Längst vergangene Zeiten…